Was braucht’s für den perfekten Spritzwein?
Der Spritzwein, auch weißer Spritzer genannt, ist österreichisches Kulturgut. Und wer glaubt, ein Spritzer ist die minderwertige Form des puren Weines und nicht mehr als ein Wein-Wasser-Gemisch, tut dem Spritzer unrecht.
Ein Spritzer - und darüber wird man sich nicht oft genug unterhalten können - ist eine sehr filigrane Angelegenheit. Zu beachten sind neben dem Wasser-Wein Verhältnis, die Weinsorte und die adäquate Servier- und Trinktemperatur. Als Spritzerliebhaber*innen und Verfechter*innen einer gehobenen Spritzerkultur wollen wir im Folgenden verraten und darüber aufklären, wie man bei sich zu Hause den idealen Spritzer für alle Momente und Geschmäcker zubereitet und durchaus auch in der Gastwirtschaft seines Vertrauens mit kritischem Gaumen den dortigen Spritzer beurteilt.
HIER GEHT'S ZU UNSEREM SPRITZWEIN PAKET
1. Das Mischverhältnis.
Ein Spritzer in seiner üblichen Form setzt sich aus 50% Wein und 50% sprudelndem Wasser zusammen. Die Ausnahme bildet der Sommerspritzer, der gewöhnlich aus 25% Wein und 75% Wasser besteht, da er dem/der Trinkenden zu später Stunde den Wasserhaushalt im Körper retten, den Abend verlängern und vor dem drohenden Kater bewahren soll bzw. an heißen Tagen - daher ja auch „Sommerspritzer“ - als leichte, aber dennoch alkoholische Erfrischung dienen soll.
2. Der Wein.
Es wäre uns allen geholfen und wir hätten wohl kaum mehr mit einem bösartigen Helm (heißt Katerkopfweh und mehr) am Tag nach dem vergnüglichen Spritzertrinken zu kämpfen, würde mit der weitverbreiteten Annahme aufgeräumt werden, man könne jeden Wein spritzen. Das Motto: "schlechten Wein spritzt man eben" tut nicht nur dem Spritzer unrecht, sondern auch dem/der Trinkenden Leid an. Faustregel: ein Wein, der pur nichts heißt, wird auch durch’s Spritzen nicht besser, meist sogar schlechter.
3. Die Weinsorte.
Der Grundwein für einen Spritzer sollte mit einem guten Maß an Säure und Frucht ausgestattet sein, da er sonst schal - soll heißen langweilig - daherkommt. Wer einen Spritzer neutral spritzig, frisch und trocken liebt, sollte daher zu Sorten wie Grüner Veltliner oder Welschriesling greifen - ausführliche Empfehlungen findest du am Ende des Beitrags. Auch besonders fruchtige Sorten können, aber tatsächlich nur in Kombination mit dem nötigen Maß an Säure, einen schönen Spritzer hervorbringen. Beispielhaft sei hier der steirische Muskateller Spritzer genannt, der zu recht als Festtagsspritzer gilt. Die Komposition aus tropischen Früchten und Zirtusnoten machen den Gelben Muskateller zum perfekten Grundwein für einen fruchtigen Spritzer. Wer seinen Spritzer etwas vollmundiger genießen will, sollte - gut beraten - zu einem jungen Jahrgang der kleinen Burgundersorten Chardonnay und Weißburgunder greifen. Finger Weg von Grauburgunder und Riesling. Wer den Sauvignon Blanc als Grundwein liebt, kann ihn spritzen, aber auch dieser ist zumeist pur besser. Und in Wien, huldigt man dem Gemischten Satz - gespritzt und pur.
4. Das Wasser.
Dieses sollte ordentlich sprudeln und demnach mit viel Kohlensäure versehen sein. Denn niemand schätzt einen fahlen, müde sprudelnden Spritzer. Da hilft dann auch der beste Wein und die richtige Temperatur nicht. Eine Frage, der wir neutral begegnen, ist, ob man den Wein mit Soda oder Mineralwasser spritzt. Wer die Weinaromen völlig unverklärt erhalten will, sollte zu Soda greifen, denn Kohlensäure selbst hat als Aroma eigentlich kaum Charakter, außer einer leichten Säure. Wem die Mineralität und in manchen Sorten sogar Salzigkeit eines Mineralwassers gefällt, der kann das gezielt einsetzen.
5. Die Temperatur.
Ein Spritzer muss kalt sein. Optimaler Weise sind beide Komponenten des Spritzers - also sowohl Wasser als auch Wein - im Kühlschrank auf unter 8 Grad gekühlt worden, bevor sie im Glas gemischt wurden. Ein verbreiteter Affront ist es, den Spritzer aus bacherlwarmem Wein und ebenso temperierten Wasser zu mischen und dann mit massig Eiswürfel wettmachen zu wollen, was davor in der Kühlkette unterlassen wurde. Ein guter Spritzer kommt eiskalt ins Glas und braucht keine Eiswürfel, die unangenehm die Oberlippe einfrieren, während man versucht vom Spritzer zu trinken ohne Eisstücke zu schlucken. Sollten widrige Umstände dazu führen, dass das Ausgangsmaterial warm ist und man sich mit Eiswürfeln behelfen muss, dann sollte man jedenfalls das Mischverhältnis zugunsten des Weines anpassen, da ja die Eiswürfel den Wasseranteil durch ihr schnelles Schmelzen wieder anheben.
6. Einlagen.
Der Spritzer steht für sich. Die Zitrone rettet nicht, was die Säure im Wein fehlt bzw. übersäuert, wenn schon genug Säure vorhanden ist. Überhaupt schwimmt sie vor der Nase herum. Zu guter Letzt: ein Strohalm gehört ins Saftpackerl, aber nicht in den Spritzer.